Architektur und Geschichtliches
Architektur und Geschichtliches
Unsere Kirche
Architektur und Geschichte
Evangelische Kirche Saarlouis
* 15.03.1862 Hermannsfeld/Thüringen, + 1935 Saarlouis
Kirchweihe 29.06.1906
Der Grundstein ist am Chorbogen rechts zu sehen:
22.8.1904, Psalm 118, Vers 27 - 29
"Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien
bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott und ich danke Dir;
Mein Gott, ich will Dich preisen.
Danket dem Herrn;denn er ist freundlich
Und seine Güte währet ewiglich."
Die Kirche und das Gemeindehaus stehen wegen der schwierigen Untergrundbedingungen in Saarlouis auf Mauern der Bastion Louise. Daher ist die Kirche nicht exakt geostet.
Ein Kennzeichen am Außenbau und ein Stilmerkmal Carl Schlücks sind die bossierten Basaltsteine am Sockel. ( Ein feste Burg ...)
Der Grundriss ist ein abgewandeltes griechisches Kreuz. Der Turm ist zwischen 2 Kreuzarmen eingestellt. Es sind 2 Schauseiten ausgebildet: Die Portalseite zur Kaiser-Wilhelm-Straße und die südliche Wand zum Kaiser-Friedrich-Ring. Die Bauformen mit geschwungenen Giebeln erinnern an repräsentative Schloss-und Villenbauten. Der Glockenturm und der Bauschmuck weisen das Haus dann als Gotteshaus aus.
Die drei fünffeldrigen Stichbogenfenster der Kreuzarme tragen im Schlussstein Engel-Figuren:
Psalm 91, 11 und 12 :
"Denn er hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen,daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest."
Die Engel tragen Symbole:
Eingangsseite: Engel mit Kreuz: Glaube
Südseite: Engel mit Anker: Hoffnung
Nordseite: Engel mit Herz: Liebe
Schon im AT erwähnt: bei Hiob und in Psalmen, dann bei Paulus 1. Kor.13,13
" Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen."
Auf der Eingangsseite findet sich links das etwas eingezogene Turmportal.
Der Schlussstein trägt das in christlichem Sinn abgewandelte Wappen der
Stadt Saarlouis. Im Original findet findet sich hier die Sonne als Symbol
des Sonnenkönigs Louis XIV.
"Dissipat atque fovet" lautet die Devise.
Schlück schreibt:
"Christus sol mundi dissipat atque fovet"
Das Licht als Wesensbestimmung Gottes und als Heilszeichen kommt im AT
und im NT häufig vor.
Schlüsselwort: Joh. 8,12
"Da redete Jesus abermals mit ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird
das Licht des Lebens haben."
Das Hauptportal ist sehr aufwändig gestaltet.
Pilaster tragen einen Rundbogen mit Schlußstein und Inschrift im Sturz,
darüber das Lamm Gottes.
Die Frontseite der Pilaster zeigt als Bauschmuck eine fünfblättrige Blume
mit herzförmigem Stempel und Kreuz ( Lutherrose ), getragen von Weinblättern
und Ähren:
die Symbole "Brot und Wein = Leib und Blut" : die Erlöserverheißung.
Die Kartusche des Schlußsteins zeigt das "Christusmonogramm" X und P
(Chi und Rho), ein Bekenntnissymbol der Urchristen und den ersten und
letzten Buchstaben
des griechischen Alphabets.
Offenbarung 1,8: "Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist
und der da war und der da kommt, der Allmächtige"
Im Türsturz steht die Anfangszeile des Psalm 46: "Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine große Hilfe in den Nöten, die uns betroffen haben"
Giebelaufsatz: Lamm Gottes - das Lamm als Opfertier im AT, bei Johannes in der Offenbarung wird Jesus als das " Lamm, das geschlachtet wird" bezeichnet. (Offenbarung 5)
Nord - und Ostseite sind sehr schlicht, aber auch hier findet sich über der Sakristeipforte eine Inschrift im Türsturz: "Einer ist euer Meister, Christus" Math. 23, V 8
Die Eingangshalle ist dreischiffig angelegt mit drei Zugängen zum Kirchenraum.
An der linken Stirnwand ist ein schlichtes Kreuz aus Gußeisen angebracht. Es stammt von einem Giebel des alten Fechtsaals der Festung, der zunächst als Betsaal der evangelischen Gemeinde diente. Ein identisches Kreuz findet sich im Forum des Gemeindehauses.
An der rechten Stirnwand ist eine Reproduktion des Gefallenendenkmals angebracht.
Im Innenraum werden die 4 Kreuzarme von Emporen eingenommen, so daß ein quadratischer Zentralbau entsteht. Vier breite Spitzbögen begrenzen den Raum, die Decke ist ein weites leicht erscheinendes Kreuzrippengewölbe mit zentralem Rippennetz.
Die Eingangsempore wird korrespondierend zur dreischiffigen Eingangshalle von 3 Bögen mit 2 Säulen getragen. Ihre Kapitelle tragen Schmuckreliefs.
Südseite: Zweige, Blätter und beerenpickende Vögel : Math. 6, 25 u. 26 ( Bergpredigt )
"Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie sähen nicht, sie ernten
nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater
ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?"
Nordseite: Acht Lilien: Math. 6, 28 u. 29 ( Bergpredigt )
"Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem
Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.
Ich sage euch, daß auch Salomo in all seiner Herrlichkeit nicht
gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen."
Am Kapitell der südlichen Seitenempore sind Weinreben eingemeißelt: Joh. 15, 1-8: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben."
Am Kapitell der nördlichen Seitenempore finden sich Ährenbündel und Feldblumen: Joh. 6, 35: "Ich bin das Brot des Lebens..."
Im Scheitelpunkt der Bögen unter den Seitenemporen sind Reliefsteine mit den Symbolen der Evangelisten eingesetzt.
Nordwand hinten: geflügelter Löwe = Markus
Nordwand vorn: kniender Jüngling ( Engel ) = Matthäus
Südwand hinten: geflügelter Stier = Lukas
Südwand vorn: Adler = Johannes
Der Kirchenraum ist nicht nach alter ( katholischer ) Tradition in Langhaus für die Laien ( Gemeinde ) und Chor für die Priester aufgeteilt.Unter Berufung auf Luthers Wort vom "allgemeinen Priestertum" der Gläubigen ist eine Einheit der Gemeinde beim Abendmahl (Altar), bei der Predigt (Kanzel) und beim Gotteslob (Gesang, Musik, Orgel) gefordert. (Wiesbadener Programm)
Der Altar ist als "Tisch des Herrn" gestaltet, um den sich die Gemeinde zum Abendmahl versammelt. Er ist aus edlem Marmor in handwerklicher Perfektion gefertigt.Die Kanzel ist als achteckiger in die Wand integrierter Korb auf einer gedrehten Säule konzipiert. Als Schmuck finden sich Pflanzenelemente.Am Kapitell: Eichenlaub als Ausdruck der damals engen Verflechtung von Protestantismus und nationaler Gesinnung.
Am Kanzelkorb: Efeuranken ("immergrüne Hoffnung") und Ackerwinden ("Streben nach Licht") An den Außenseiten des Kanzelkorbs sind 4 Flachrelieftafeln aus getriebenem Kupfer angebracht. Sie bilden vier Gleichnisse ab:
Lk. 10, 25 - 37 : Der barmherzige Samariter
Mt. 13, 1-9 ; Mk. 4, 1-9 ; Lk. 8, 4-8 : Jesus als Sämann
Lk. 15, 1-7 ; Jh. 10, 1-30 : Jesus als guter Hirte
Lk. 15, 11-32 : Gleichnis vom verlorenen Sohn
Die erste Orgel unserer Kirche wurde 1902 in der Saarlouiser
Werkstatt Hock für die Garnisonskirche im Festsaal erbaut und 1906 in
die neue Kirche transponiert.
Kriegsschäden und Wassereinbrüche hatten sie unspielbar gemacht. Reparaturversuche blieben unbefriedigend.
Die heutige dreimanualige Führer-Skrabl-Orgel mit 41 Registern
wurde 1966 von Führer in Wilhelmshafen für die Martin-Luther-Kirche in
Leer/Ostfriesland erbaut. 2001 konnten wir das Werk erwerben. Die
Orgelbauwerkstatt Skrabl in Rogaska Slatina in Slowenien hat das
Instrument umgestellt, generalüberholt, erweitert und mit einem neuen
Gehäuse aus massivem Lärchenholz versehen.
Der Taufstein ist aus Savonnières-Kalkstein gearbeitet. Dornenzweige umranken den Schaft und verwandeln sich am angedeuteten achteckigen Taufbecken zu Rosenbüscheln.
Die Taufschale trägt die Inschrift: "Lasset die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes."Ev. Marc. 10, 4 und auf dem Boden die Widmung:
"Zur Kirchweihe der Heimatgemeinde gestiftet von Sr. Exzellenz Admiral von Knorr, geb. u. getauft in der ev. Gemeinde Saarlouis 8./29. März 1840"
Die Taufkanne trägt die Inschrift: " Bei Gelegenheit der Konfirmation von Carl Villeroy aus Wallerfangen von seiner Mutter Maria Gräfin Guilleminot, geb. Ebray, der evangelischen Bürgergemeinde in Saarlouis gewidmet 1841, den 25 ten September."
Der Abendmahlkelch trägt die Inschrift: "Der Evangelischen Gemeinde Saarlouis von Sr. Kgl. Hoheit Erbgroßherzog Friedrich von Baden, kommandierendem General des VIII. Armeekorps 1897-1902 zur Kirchweihe gestiftet als äußeres Zeichen des Gedenkens und der Zusammengehörigkeit." Saarlouis 27. II. 1906
Der Brotteller zeigt die Inschrift: "Aus Anlass der silbernen Hochzeit unseres Kaiserpaares im Weihejahr der Kirche gestiftet durch Sammlungen in der Gemeinde."
Eine kleine Taufschale hat die Inschrift: "Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden." Ev. Marc. 16, 16
Fenster unter den Emporen:
György Lehoczky, geb. 30.08.1901 Vihnyopeszerey (Ungarn, heute Slowakei) gest. 16.01.1979 Saarbrücken
György Lehoczky war ein aus Ungarn stammender Architekt, Maler und Glaskünstler. Er hat im Saarland viele Kirchen und Privathäuser geschmückt. Die Scheiben sind in durchgefärbtem mundgeblasenem Echtantikglas mit Bleirutenfassung ausgeführt.
Fenster über den Emporen, auf der Orgelempore und in der Vorhalle:
Die großen fünfbahnigen Stichbogenfenster über den Emporen wurden im Krieg zerstört und waren lange Zeit nur einfach verglast. Nach langer sorgfältiger Abwägung hat sich das Presbyterium 2009 entschlossen, die Künstlerin Saskia Schultz mit der Neugestaltung der Fenster zu beauftragen. Frau Schultz hat florale Motive gewählt, die sich an die vorhandene Gestaltung unserer Kirche anlehnen: im Süden ein Lilienfenster in kobaltblauem Überfangglas, auf der Nordseite Kirschblüten in Grüntönen und über der hinteren Empore Kamelienblüten in kostbarem Goldrot. Mit der Ausführung wurde die Mayer'sche Hofkunstanstalt in München betraut. Auch diese Fenster sind aus mundgeblasenem Echtantikglas mit Bleirutenfassung hergestellt.
Der Leuchter, ein modernes Stilelement, wurde 2003 in Dienst gestellt. Der multifunktionale Glaskörper wurde bewusst als moderner Kontrapunkt in der historischen Kirche gewählt.